Aus Überzeugung, dass Beziehungen die Quelle unserer inneren Stärke sind.
Ich wurde 1985 geboren und bin als afro-deutsches Kind in einem kleinen Dorf in Hessen an der Eder aufgewachsen. Meine Familie bestand aus meiner Mutter und meiner Großmutter – zwei weißen deutschen Frauen, die mich mit unermüdlicher Liebe und Hingabe erzogen. Sie waren meine Welt, mein Halt, meine Inspiration.
Meine Mutter, voller Leidenschaft für Musik, Kunst, Kultur und Reisen, hatte zwar nie einen Beruf erlernt, war aber solange ich denken kann immer voll berufstätig. Sie zeigte mir die Schönheit und Vielfalt der Welt, wann immer sie frei hatte: Urlaub mit dem Auto durch ganz Deutschland. Meine Großmutter war mein Fels in der Brandung. Sie lehrte mich, dass man sich immer gegen Unrecht wehren muss und den Mut haben sollte, laut zu sein, wenn anderen Unrecht widerfährt.
Doch trotz all ihrer Liebe und Stärke konnten sie als weiße Frauen nicht vollständig begreifen, was es für bedeutete, als Schwarzes, sogenanntes mixed-race Kind in Deutschland aufzuwachsen.
In Deutschland aufzuwachsen, bedeutete für mich Isolation, rassistische Ausgrenzung und das Fehlen eines Resonanzraums, in dem ich lernen konnte, mit diesen Erfahrungen umzugehen. Schon mit sechs Jahren dachte ich das erste Mal darüber nach, mir das Leben zu nehmen. Doch inmitten dieser Dunkelheit entwickelte ich Resilienz und die Fähigkeit, authentische Beziehungen aufzubauen.
Außerhalb unseres liebevollen Zuhauses war ich oft auf mich allein gestellt. Das Gefühl des Andersseins begleitete meine Kindheit. Erst als Teenager fand ich meinen sicheren Hafen im Hip-Hop. Auch wenn meine Queerness dort bis dato keine Representation fand, gab mir diese Kultur nicht nur ein Gefühl der Zugehörigkeit, sondern auch Vorbilder, die aussahen wie ich – und die stolz darauf waren, Schwarz zu sein. Es war diese Verbindung, die mich soviel über die Kultur meines Vaters lehrte und mich später dazu bewegt hat, Musikmanagement zu studieren.
2006 zog ich nach Berlin. In der Hauptstadt entdeckte ich nicht nur neue berufliche Perspektiven, sondern auch eine Gemeinschaft, die mich in allen Aspekten meiner Identität bestärkte. Berlin wurde mein Zuhause für fast zwei Jahrzehnte – eine Zeit, in der ich mich persönlich, politisch und kreativ entwickelte.
Ich bin nicht mit meinem Vater aufgewachsen. Mein Vater, ein Berufssoldat der US-Armee, wurde kurz nach meiner Geburt in die USA zurückversetzt, wo er zu seiner bereits bestehenden Familie zurückkehrte. Der Kontakt brach ab, und es vergingen knapp drei Jahrzehnte, bis ich ihn 2017 über Facebook wiederfand.
Als wir uns in Berlin trafen, begann eine Reise der Wiederannäherung. Ich lernte meine Halbgeschwister kennen, besuchte sie 2018 zu ersten Mal in den USA und bemühte mich seitdem Beziehungen zu ihnen und meinen Nichten und Neffen aufzubauen. Mit den Kindern ist mir das ganz gut gelungen, mit ihren Eltern eher weniger.
2017 war ein entscheidender Wendepunkt für mich: Nicht nur traf ich meinen Vater wieder, sondern ich war auch Mitbegründer*in der Initiative Black Lives Matter Berlin. Politischer Aktivismus und der Kampf für eine gerechtere Welt waren mir von meiner Mutter und meiner Großmutter vorgelebt worden. Durch diesen Aktivismus fand ich meine Stimme und begann, meine persönlichen Erfahrungen mit professioneller Expertise zu verbinden – in der politischen Bildungsarbeit, im internationalen Austausch mit Künstler*innen und Aktivist*innen in Europa, Nord- und Süd Amerika, und schließlich auch in Afrika.
2023 verließ ich Deutschland, um in Gambia einen persönlichen und beruflichen Neuanfang zu wagen. Dieser Schritt war mehr als ein geografischer Wechsel – er war eine bewusste Entscheidung, mich auf meine afrikanischen Wurzeln zu besinnen und gleichzeitig einen Teil von mir kennen zu lernen, der bisher nie frei von den Fremdzuschreibungen einer weißen Mehrheitsgesellschaft existieren konnte.
In Gambia erlebte ich eine Willkommenskultur, die mein Herz berührte und meine Sichtweise auf das, was wirklich zählt, transformierte. Meine Relocation brachte mir nicht nur sozialen Reichtum, mehr Nähe zu Gott und einen starken Gemeinschaftssinn, sondern auch die Klarheit, dass ich als Coach und Berater*in eine Brücke sein möchte – zwischen persönlichen Kämpfen und beruflichem Erfolg, zwischen individueller Heilung und kollektiver Transformation.
Nachdem ich 2024 erfuhr, dass mein Vater mit schwerer Demenz diagnostiziert worden war, traf ich die Entscheidung ihn zum ersten Mal in seiner Heimatstadt Chicago zu besuchen und lernte nun auch meine Onkel, Tanten und über 25 Cousins und Cousinen kennen.
Mein Vater ist der Erstgeborene von sieben Geschwistern, geboren und aufgewachsen in der South Side von Chicago. Er war seit seinem 18. Lebensjahr im Militär, hatte in zwei Kriegen gekämpft und überlebt. Laut einer Fachärztin, die sich auf Veteranen spezialisiert hat, könnten die Symptome seiner Demenz auch auf ein unbehandeltes Longterm PTSD zurückzuführen sein. Keine*r meiner Geschwister hat sich bis heute dazu durchringen können, ihn in der Pflegeeinrichtung zu besuchen, in der er jetzt lebt. Sie können ihm nicht die psychische und psychische Gewalt vergeben, die sie durch ihn erfahren mussten, wenn er mal nicht im Einsatz war.
Ich hingegen bin auf einen sanften, beinahe kindlichen alten Mann getroffen, der laut seiner Geschwister und meiner Cousins und Cousinen nicht mehr der Mensch ist, der er mal war. Sie haben mich mit offenen Armen empfangen. Als hätte sie die vergangenen 39 Jahre nur darauf gewartet, mich endlich in ihre Herzen schließen zu dürfen.
Meine Vater als Mensch zu sehen, nicht als meinen Vater – und die Geschichte dieses Menschen als Sohn, Bruder und Vater zu begreifen. Zu entdecken, dass ich kein Einzelkind sondern eins von fünf Geschwistern. Dass ich Teil einer Familiengeschichte bin, die bis zur Urgroßmutter meines Vaters zurück erzählt werden kann. Zu lernen, dass auch sie ein mixed-race Kind war – Black and Native American, hat mein Leben tiefgreifend bereichert.
Eine meiner Tanten wurde zu einer wichtigen Mentorin in meinem Leben. Sie hat mich nicht nur inspiriert, sondern maßgeblich dazu ermutigt, den Schritt in die Selbstständigkeit als Coach zu wagen. Diese Verbindung zu meiner Familie väterlicherseits hat mir geholfen, intergenerationale Traumata zu verstehen und Heilung auf persönlicher wie auch familiärer Ebene zu finden.
Ohne die Herausforderungen, die ich in der Konfrontation mit meiner Familie in den USA, und in der daraus resultieren Dynamik auch mit meiner Mutter in Deutschland durchlebt habe, wäre ich nicht im Stande gewesen, einen klaren Weg für mich zu erkennen. Nicht jeder berufliche Erfolg verläuft linear, und auch meiner tat es nicht. Als Multipotentialist habe ich verschiedene Rollen erkundet, bevor ich meine wahre Berufung fand. Erst nachdem ich meine Beziehung zum meinen Eltern regeneriert hatte, war ich in der Lage alle Teile meiner Selbst zu einem Ganzen zusammen zu fügen und bewusst die Führung zu übernehmen. Ich wusste jetzt wohin es für mich gehen sollte.
Meine Erfahrungen in meiner eigenen Familie, in sozialen Bewegungen, in der Bildungsarbeit und im interkulturellem Austausch haben mir die Augen dafür geöffnet, wie systemische Ungerechtigkeiten auf persönlicher und gesellschaftlicher Ebene wirken – und wie wichtig es ist, Räume zu schaffen, in denen Heilung und Wachstum möglich sind. Ich besitze die Fähigkeiten, das zu tun.
Heute helfe ich Fach- und Führungskräften – insbesondere Schwarzen Menschen und People of Color – authentische Beziehungen aufzubauen, Resilienz zu stärken und in herausfordernden Umfeldern zu bestehen. Mein Coaching bietet einen sicheren Raum, um schwierige Erfahrungen zu reflektieren, persönliche Stärke zu entwickeln und beruflich zu wachsen.
Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn einzigartige Perspektiven übersehen werden oder wenn systemische Barrieren den Weg blockieren. Doch ich habe auch gelernt, wie man Widrigkeiten in Stärken verwandelt. Mit fundiertem Wissen in Psychologie, Neurowissenschaften und systemischem Denken unterstütze ich meine Klient*innen dabei, sich selbst besser zu verstehen und ihre Potenziale voll auszuschöpfen.
“Vor der Zusammenarbeit mit Shaheen hatte ich mit der Einordnung und Abgrenzung von Fremdzuschreibungen zu kämpfen, was verstärkt zu Scham-, Schuld- und Isolationsgefühlen geführt hat. Als mehrfach marginalisierte Person fiel/fällt es mir oft schwer, meine Intuition und Perspektive als genauso wichtig und gültig einzuordnen wie die von anderen Personen.
Mit einer unfassbar geerdeten, warmen, geduldigen und aufmerksamen Art hat Shaheen mir Raum gegeben – zum Erzählen, Weinen und Fragenstellen. Im Vergleich zu Gesprächen mit anderen Berater*innen hatte ich das Gefühl, dass mir eine Person gegenübersitzt, die sich wirklich Zeit und Raum für mich nimmt. Gerade in dieser schwierigen Phase war es unfassbar empowernd für mich, zu spüren, dass das, was mich umtreibt, verdient hat, ausgesprochen, gehört und besprochen zu werden. Nach jedem Gespräch habe ich mich vor allem erleichtert gefühlt. Und seither fühle ich mich mutiger, wenn es darum geht, meiner eigenen Intuition zu vertrauen. Ich bin unglaublich dankbar für Shaheens Beratung und kann die Zusammenarbeit von ganzem Herzen weiterempfehlen!"
Jamila
Individualpsychologische Grundausbildung
Systemisches Coaching
750 Unterrichtseinheiten (inkl. 187 Unterrichtseinheiten Coaching Praxis)
VfTC – Verbund freier Trainer und Coaches
Institut für Individualpsychologie
(2024)
Grundausbildung Antidiskriminierungsberatung
152 Zeitstunden, berufsbegleitend
Antidiskriminierungsverband Deutschland in Kooperation mit Each One Teach One e.V.
(2022)
Berufsbegleitende Weiterbildung
122 Seminarstunden bzw. 175 Zeitstunden
ManuEla Ritz — Teamerin gegen Diskriminierung, für Empowerment und critical Diversity
(2022)
In-house Weiterbildung Grundlagen für beratende Arbeit
nach dem Ansatz der “Diversitätsorientierten Organisationsentwicklung”
Regionale Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie (RAA) e.V.
(2021)